Im Zeitraffer

Im Zeitraffer

Die Zeit geht so schnell vorbei und so auch das Jahr 2022.

Nach der Pandemie ist für uns mit wenigen Ausnahmen eigentlich wieder alles beim Alten. Und so haben unser reiches soziales Leben, unsere vielfältigen anderen Hobbies und so was Profanes wie Urlaub viel Zeit und Aufmerksamkeit von unserem geliebten Monster abgezogen.

Und so wurde unser Zeitplan immer weiter nach hinten geschoben und dann auch noch durch Wartezeiten auf Handwerker bombardiert. Der here Plan, Ende 2022 mit der Wohnung fertig zu werden, war irgendwann dahin. Und wir sind auch jetzt noch lange nicht fertig.

Aber nichtsdestotrotz: es geht voran.

Hier ein paar ausgewählte Etappen der Sanierung von Wohnung Nummer 1.

1. Vier Wände geben einen Raum: wie im letzten Beitrag schon vorweg genommen, haben wir ja die Räume neu konzipiert. Also wieder mal fast alle Wände raus, neue Wände rein. Diesmal etwas pragmatischer als Trockenbau mit Rigips auf OSB. Auf mehrfachen Wunsch eines Einzelnen, der das am Ende immer machen musste, sollte nicht wieder alles gelehmt werden müssen. Vor allem keine Decken mehr! Verständlich! Dafür hab ich – gar nicht so ungerne – stundenlang meditativ Lücken zwischen Rigipsplatten verspachtelt und gegen das Einreissen mit Bändern und Eckbändern versehen. Und so – tada! – haben wir zwei kleine Schlafzimmer geschaffen. Wer sich wundert, warum das neu eingebaute Fenster in Zimmer 2 so klein ist: Pragmatismus. Direkt vor dem Fenster steht nur eine Bauruine. Ein giftiger Dorn in unserem Auge, aber so isses halt leider. Mehr Ausblick würde nix bringen.

Das Bad haben wir hintenraus neben den Eingang gesetzt, da das ja auch keinen Ausblick braucht und die Leitungen dann nicht durch die ganze Wohnung müssen. Es ist zwar nicht groß, aber trotz Badewanne kann man noch gut zutreten. Hier sieht man den schon fertigen Trockenbau mit den Vorsätzen für Toilette und Waschbecken. Und die blaue Bemahlung, die Wand und Boden vor Feuchtigkeit schützen soll. Das ist tatsächlich eine meiner liebsten Beschäftigungen! Als hätte man ein Schlumpfmasaker angerichtet!

Küche und Wohnzimmer bleiben nur durch das leere Fachwerk getrennt. Das strukturiert den Raum, lässt ihn aber auch offen. Da die Decken nicht hoch zu nennen sind, macht das Sinn, wenn man sich nicht wie ein Hobbit fühlen will.

Nicht zu vergessen der Flur. Der Raum, der von Chris mutig verteidigt wurde, weil er ihn mit dem Fachwerk und dem Licht zu schmuck fand, als das er zugunsten eines der Zimmer seines Fenster beraubt und wieder zu einer Sackgasse gemacht werden sollte. Ich gemeiner Flurschädling finde immer noch, dass er ziehmlich groß ist…

2. Thema Fachwerk: im vorherigen Beitrag haben wir es ja freigelegt und uns sehr gefreut, das wir Fachwerk gefunden haben. Bei der Aufbereitung von ebendiesem war die Freude dann nicht immer anhaltend. Es gab ziehmlich viele Einzelschritte bis zum wundervollen Endergebnis. – Zuerst entnageln. Damit der Putz, den man auf das Fachwerk draufgeklatscht hatte, halten konnte, wurden tausende von Nägeln und Kilometer Draht eingebracht. – Dann den losen Putz abschlagen, bis möglichst nix mehr loose ist. Manchmal war das das halbe Gefach, denn die minimalistischen fränkischen Baumeister haben hier manchmal etwas an Feldsteinen gespart und mehr Lehm verwendet. – Zu große Löcher wieder mit Feldsteinen verschliessen. Im 3-D- Puzzeln sollte man aber etwas Geschick haben. – Klebelehm aufbringen. Viel Klebelehm. Eimerweise. Denn damit irgendwie eine gerade Fläche draus wird muss man ja alle Felsknubbel darunter verstecken. – Und dann alles schön modellieren, damit man ne schöne abgeschrägte Kante hinkriegt. Das Grobe habe ich gerne die Jungs machen lassen – Andi, Basti und Valentin haben mit hingelangt – aber die Feinheiten… Ich habe da so meinen inneren Monk (wer den nicht kennt: ein zwanghafter keiner Mann aus gleichnamiger Serie) und der liess mich mit einem kleinen Spachtel bewaffnet alle kleinen Löcher und Hubbel bekämpfen. Wie ich finde mit gutem Resultat! – Dann drei Schritte, die wir vom Dachausbau schon gut kannten: Feinlehm auftragen, abreiben ud abbürsten. – Und nochmal was wiederliches: die Balken abbürsten! Heisst Holzstaubtaub überall, stundenlang maske tragen, Lärm und lahme Arme. Aber im linken Bild sieht man dann, wie schön das schon geworden ist! – Als Tüpfelchen vom I dann die Farbe! Im mittleren Bild der Versuch mit Weiss in der Wohnung. So werden dort die Gefache sein, wenn wir fertig sind. Da freu ich mich sehr drauf. Rechts sieht man unseren Spass an dem etwas Ungewöhnlichen: der rote Treppenaufgang! Man wähnt etwas Ochsenblut im Lehm…

3. Die Böden: wir versuchen ja immer Altes aufzuarbeiten. Und so hat Chris die alten Bodenbretter ausgebaut und nach dem Bodenaufbau wieder eingebaut. Ja, der Boden ist nicht eben und hat teils fiese Lücken, aber altes Holz ist eben genau unser Ding. Und auch nicht zu vernachlässigen: es spart uns Geld.

4. Der unschöne Fund: Bereits von oben hatten wir es gesehen, aber wieder verdrängt. Als wir die Decke im Wohnzimmer dann genauer angeschaut haben wurde klar, dass hier an der Grenze zwischen Dach und Wand, die Balken und vor allem die Pfette nicht mehr frisch sind. Eher morsch. Oder kaputt. Das die Pfette, die ja längs durch das ganze Haus geht, mehrere Meter raus muss, erforderte wieder den Einsatz unseres Holz-Tetris-Meisters Uli. Der kam, sah und puzzelte. Tonnenweise Schrauben und eimerweise Leim später war alles wieder verkehrsfähig und wird uns ziehmlich sicher überleben. Damit auch die Wand drunter, die wohl in mehreren Schritten des Umbaus zu einem seltsamen, nicht vertrauenswürdigen Konstrukt mutiert ist, wieder hält, was sie muss, hat Mario die dann rausgehauen und eine neue wieder reingemauert. Das hatte sich alles leider so in den Winter verzogen, dass wir dann ohne Fenster bei Minusgraden echt Angst um die schönen neuen Rohre hatten. Aber ist alles gut gegangen. Nix geplatzt. Jetzt is alles zu. Sogar mit neuen Fenstern!

5. Das Nebenbei-Projekt: das Teppenhaus. Wir haben dieses Jahr oft gewartet: auf Elektriker, auf Installateure, auf Maurer, auf Fensterbauer. Da war zwischendrinn auch immer mal Leerlauf. Und so haben wir uns etwas gesucht, wo man die Früchte der Arbeit auch mal gleich sehen kann. Im Treppenhaus waren die Arbeitsschritte absehbar. Oben zu unserer Wohnung zu fehlte nur noch ein bisschen Rigipsgepuzzle, dann konnte gelehmt bzw. gespachtelt und gestrichen werden. Auch wenn ich das Wiedersehen mit den Baubohlen, die über einen Abgrund gelegt, die perfekte Expositionsübung gegen meine Höhenangst darstellen, nicht begrüßt habe! Weiter unten fanden wir unter dem hässlichen OP-grünen Putz wieder Fachwerk und – für und Industrial-Fans mindestens genauso schön – Backsteinwände! Ja, gegen das Abschleifen ist Spazierengehen im Sandsturm staubfrei, aber es sieht soo toll aus! Nachdem wir es mit Grundierung fixiert haben, ist es wunderschön rot und passt so perfekt zu den Gefachen gegenüber.

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