Der Energieberater
Ich hatte ja schon mal den Energieberater erwähnt. Für alle, die wie ich, bisher noch nix von diesem Berufsstand gehört haben, sei die Sachlage kurz erklärt. Der Energieberater ist eine Weiterbildung. Wer die macht, darf Menschen mit Bauvorhaben zu Fragen des Energiewertes des Objekts, der Dämmung und zu geeigneten Baustoffen beraten. Und wer bestimmte Zuschüsse wie eine KFW-Förderung will, muss sich sogar beraten lassen und muss sich ein Konzept erstellen lassen. Das wird dann vom Energieberater im Rahmen einer Baubegleitung überprüft und zum Schluss abgenommen. Pferdefuss: man muss die Leistungen an Fachbetriebe vergeben. Macht man es selbst, gibt’s keinen Zuschuss.
Da wir ja Vorhaben, den Energiewert des Monsters erheblich zu verbessern, haben wir also den Energieberater vor Ort zu einen Vor-Ort-Termin gebeten.
Ich bin kein Fachmann, also versuche ich das jetzt mal möglichst sachlich zu berichten.
Zunächst also zum Ergebnis der Beratung: man kann anstreben, einen Gesamtenergiewert für das Haus zu erreichen, dann wird ein Gesamtkonzept erstellt und so weiter. Da wir das definitiv weder wollen noch uns leisten können, gibt es auch Förderungen für Einzelmaßnahmen. Für uns interessant für die Fenster. Und das isses eigentlich auch schon. Wir hatten noch viele Fragen zu Materialien und Abläufe, aber diese waren hier eher schlecht platziert.
Aber ich mag auch nicht verheimlichen, dass ich über manche Aussagen recht verwundert war und dass wir bei der Recherche im Nachhinein andere Informationen erhalten haben, als von unserem Energieberater. Aber wir sammeln eben aktuell noch Informationen und versuchen dann eine Entscheidung zu treffen, was wir dann mit all den „Fakten“ tun. Denn eine allgemeingültige Richtlinie für die Sanierung von Altbauten gibt es nicht. Das hat häufig was von Philosophie oder Religion…
Es gab also eine individuelle Begehung im Monster mit individueller Einschätzung. Gleich im ersten Raum blieb der Fachmann dann an einem Thema hängen, zu dem er auch später immer wieder zurückkehren wollte: Radon und Thoron. Seiner Aussage nach fände man das in allen alten Häuser, das Gas würde aus dem Boden austreten und sei gesundheitsschädlich. Mir dämmerte etwas aus meiner Ausbildung: radioaktive Grundstrahlung, die überall vorkommt, in manchen Regionen verstärkt. Dann kam der erste Verweis auf die eigene Erfahrung mit seinem eigenen Haus. Er habe einen normalen Boden verlegt, habe dann später das Radon gemessen und habe so stark erhöhte Werte gehabt, dass er eine Entlüftung habe einbauen müssen. Man müsse auf die Lehmstampfböden, die wir im Erdgeschoss haben, eine gasdichte Versiegelung aufbringen. Am besten Beton. Auf Nachfrage liess sich herausfinden, dass es sich tatsächlich um eine Sache der Strahlung handelt, nicht um gesundheitsschädlich, weil giftig und das per Dosimeter auch die Strahlung, nicht das Radon gemessen wird. Da wir ja gerne mit natürlichen Materialien arbeiten müssen, kam das Thema Radon dann auch gleich noch mal auf Tableau, als wir das Wort Lehm in den Mund nahmen. Lehm sei stark radonbelastet. Wollte man damit bauen, sollte man sich vom Vertreiber schriftlich zusichern lassen, dass die Grenzwerte eingehalten seien. Das Zweite, an dem er hängenblieb, waren insektiziede Holzschutzmittel. Mit diesen seien in den Siebziger Jahren Balken gestrichen worden und diese hätten Lindan und andere Nervengifte enthalten. Diese würden auch jetzt noch in erheblichem Maße aus dem Holz austreten und Gesundheitsbeschwerden verursachen. Dies sollten wir in ein Speziallabor einschicken und sollten diese Stoffe gefunden werden, müsse der Zimmermann die Oberfläche der Balken abtragen. Oder alles Versiegeln. In Punkto Materialien, zum Beispiel zur Dämmung wurde der eigene Erfahrungswert als Grundlage der Empfehlungen herangezogen. Alles in allem lautete diese: lieber anorganisch.
Und genau das ist so gar nicht das, was wir so von anderen Seiten hören. Bauen mit organischen, natürlichen Materialien hat Jahrhunderte lang funktioniert und erlebt gerade eine Renaissance in modernen Gewand. Auch das Thema Radon und Thoron ist sicherlich eines, über das man sich informieren sollte. Aber eine hohe Belastung in Lehmhäusern wird in wenig Literatur beschrieben und da sind die Daten nicht so aussagekräftig, wie uns der Energieberater darstellte. Zumal im Erdgeschoss des Monsters auch niemand wohnen wird. Zum Holzschutzmitteln hab ich mir auch nach Rücksprache mit dem Bausachverständigen meines Vertrauens auch eine eigene Meinung gebildet. Hier geht es um Stoffe, die vor 40Jahren in Lösungsmitteln gelöst aufgebracht wurden. Lösungsmittel gibt es da jetzt vermutlich noch so gegen null. Und die giftigen Stoffe müssten also irgendwie über die Luft aufgenommenen oder verschluckt werden. Ich habe nicht vor, an den Balken zu nagen. Ehrlich.
Summa sumarum: die Beratung haben wir jetzt auch mal gemacht und verbuchen es als Erfahrung. Wir werden noch mehr Informationen einholen müssen und unsere eigene Philosophie finden.