Dinge auf dem Dachboden
Schon bei der ersten Besichtigung bin ich ja auf den Dachboden gekrabbelt. Ich habe schon genügend alte Dachböden und Keller gesehen, um zu wissen, sie sind ein Hort unaussprechlicher Dinge…

Gestern war es soweit. Lange hatte ich Chris schon mit meinem Wunsch, den Müll aus dem Haus zu entfernen, in den Ohren gelegen. Ich hab ja diese fast esotherische Ansicht, dass „alte Geister“ rausmüssen, damit neue reinkönnen. Und Geister wohnen ja gerne im Gerümpel auf dem Dachboden.
Über die windige Leiter konnte man den Spitzboden betreten, aber das wackelige Konstrukt war noch Sicherheit im Gegensatz zum Boden da oben! Links neben der Treppe bestand der aus einem Umzugskarton und ein bisschen Teppich. Wäre man da unbedacht draufgelatscht… also gaanz vorsichtig!
Ich links, Chris rechts, auf ins Gewühl. Ich kriege als erstes das kleine Geweih in die Finger, dass ich beim ersten Bekrabbeln hier schonmal gesehen hatte. Leider sollte das einer der wenigen wenigstens witzigen Funde hier oben bleiben.
Und das musste erstmal alles runter in den dritten, von da in den zweiten Stock und von da über eine von Chris gebastelte Schuttrutsche (die für den Schutt funktioniert nicht, verstopft dauernd) in den Container. Styropor und Papier entwickelten aerodynamische Qualitäten und versuchten, bis nach Hersbruck zu fliegen… Was für eine veritable Scheißarbeit! Alles dreimal anfassen und das teilweise, weil unhandlich und nicht schaufelbar, sogar wortwörtlich… Ich schleppe lieber einen ganzen Tag Steine, als drei Stunden diesen mockigen Kram!
Ich hatte ja vorher ein Gefühl, dass das viel Müll sein würde. Aber ich hatte es noch unterschätzt! Kartons, Teppiche, Holzbretter. Die Fernsehantenne, Rohre, Lampen. Schindeln und Fliesen. Das alles versteh ich ja noch. Aber dann war ich schon auch froh über meine Schutzmaske und meine Handschuhe. Meine Rüstung gegen alles Garstige! Ich bin recht ekelresistent und Spinnenweben und ihre Bewohner sind mir Wurst. Aber das war nicht schön: schimmelige Stoffe, alte Unterwäsche, die Hinterlassenschaften der Nager, sogar ein gebrauchter Kaffeefilter. Und es war gruselig: ein Set alte, zerfressene Handpuppen aus Pappmaché. Chuckies Familie! Ich hab nicht mal abwarten können, bis sie photographiert werden konnten, sie sind im Conainer gelandet, von wo aus mich dann einige der Köpfe noch böse angeschaut haben. Und es war auch skuril: dutzende alte Bilder und Rahmen. Ich bin kein Fachmann, aber hier hat sich jemand schon viel Mühe gegeben. Leider is nix nach meinem Geschmack bei rumgekommen. Vielleicht haben wir die Werke eines unerkannten Genies im Container begraben… ich glaube aber eher nicht.
Viele Leute finden ja auch tolle Sachen auf ihrem Dachboden. Unsere Ausbeute war überschaubar: ein paar alte Beschläge, ein runder Bilderrahmen, gläserne Bierhumpen und ein alter Stuhl, der aber nur noch zum Sitzen auf der Baustelle taugt. Witzig ist es immer, alte Zeitungen zu finden. Eine Zeitreise: die Queen in jung, die Herztranzplantationen als Sensation und diese Frisuren!

Wiederverwenden werden wir vermutlich die alten Fenster, die vermutlich im Erdgeschoss und ersten Stock verbaut waren. Jetzt wissen wir auch, wie es mal ausgesehen hat: oben abgerundet, weiße Rahmen, acht Kassettten. Vielleicht bauen wir uns ein Gartenhaus und da kommen die dann rein. Und die Schieferschindeln, die hier noch überall liegen (das Haus war früher damit gedeckt), kommen da drauf. Und ein running gag: überall sind uns rote Holzkugeln in die Hände gefallten. Auch hier wieder. Wir haben jetzt zehn Stück davon, was wir damit machen wissen wir noch nicht, aber irgendwas lassen wir uns einfallen.

Der Tag endet irgendwann. Wir sind beide erschöpft, fühlen uns dreckig. Aber glücklich! Der Müll ist raus und füllt mit dem restlichen Baumischschutt eine 17 Kubikmeter Container! Leider haben wir verpasst, die Müllberge zu photographieren, aber vielleicht bin ich auch froh, sie nie wieder sehen zu müssen!