Urlaub mal anders – Teil 1

Urlaub mal anders – Teil 1

Es ist der 27.04.2020 und haben die erste Woche Urlaub dieses Jahr. Eigentlich war diese Woche vollkommen anders geplant: Bine wollte auf ein Endzeit Con (Fallen) und ich wollte mein Geburtstagswochenende vorbereiten und eigentlich keinen Urlaub machen. Aber Corona wütet immer noch in Deutschland und somit sind auch alle gemachten Pläne hinfällig. Aber das heisst ja nicht das man untätig sein muss, im Gegenteil!

Wir haben uns dazu entschlossen die Woche Urlaub für die letzten Abriss arbeiten zu nutzen. Dafür stehen uns 6 Arbeitstage zur Verfügung und die werden wir auch brauchen denn es ist noch viel zu tun.

Dank unserem Freund Alex haben wir einen wunderschönen neuen Container, leer, riesig und bereit all den Schmodder und Schutt aufzunehmen den wir durch die Rutsche entsorgen wollen. Also ran an die Arbeit – was ist zu tun?

Blick ins neue Bad – da ist der Bode noch drinnen
Blick in den Raum – nur ein kleiner Bruchteil ist schon „Bodenfrei“

Wir müssen die Fußböden im gesamten 2. Stock bis auf die Fehlböden zurück bauen um eventuelle Schäden zu finden, das Geschoss für den neuen Boden vorbereiten und das ganze ekelige Zeug (Kot, Pipi, verfaulte Dinge…) aus dem Haus bekommen.

Weiterhin müssen wir den 3. Stock sauber machen und alles Holz und Schutt sowie Müll der dabei auftaucht entsorgen. Ich muss gestehen das ich diesen Punkt lange ignoriert habe, aber wie sich zeigen wird ist das nicht ohne.

Als letztes müssen wir für zukünftige Planungen mit den Handwerkern sprechen und haben uns dazu einen Fensterbauer, einen Sanitär- und Heizungsinstallateur sowie einen Dachdecker eingeladen um mit uns das Vorgehen zu besprechen und uns ein paar tipps zu geben. Also legen wir los.

Montag

Wir starten die Woche mit Arbeiten und einem Vorgehen das uns die ganze Woche in genau dieser Weise begleitet: Zuerst entsorgen wir die oben aufliegenden Schichten PVC und die Sperrholzplatten auf denen diese liegen. Dabei sind die Platten alle in unterschiedlicher dicke (10mm bis 25mm) und Qualität (fast neu bis verrottet) vorhanden.

Danach entferne ich die aufgenagelten Rauspund Bretter (Nut und Feder) mit dem Brecheisen. Leider sind die Bretter in der Nut schräg genagelt und viele von Ihnen verlieren beim lösen die Nut oder Feder. Aber trotzdem haben wir schon den einen oder anderen Plan wie wir die alten Bretter noch verwenden können.

Als letztes entfernt meistens Bine die darunter verlegte Dämmung auf dem Fehlboden. Diese ist Hort für interessante Funde und ekelhafte Ansammlungen, aber dazu später mehr.

Hier sind alle Schichten zu sehen – rechts Sperrholz, links Rauspund Bretter, mitte Fehlboden mit alter Dämmung

Da wir natürlich auch alles aus dem Geschoss haben müssen um die Böden frei zu legen wächst auf der anderen Seite des Hauses der „Mount Wood“. Hier sammeln wir seit Baubeginn all das Holz das wir heraus reißen mussten. Und er hat mittlerweile eine beachtliche Größe erreicht. Weiterhin haben wir einen kleineren „Mount Metal“ angefangen da in den Böden auch die ganzen Rohre verlegt sind.

Der gelbe Container ist ca. 3,5m hoch… zum vergleich.

Am Ende des ersten Tages haben wir den ersten Teil der Nord-West Seite des Hauses fertig und Teile des alten Bad / Küchen Bereiches fast. Leider haben wir in diesem Bereich schon viele Schäden gefunden und hoffen das es nicht noch schlimmer wird. Wir sind aber sehr zufrieden. Allerdings machen wir eine Entdeckung die uns auch die nächsten Tage noch einiges schmunzeln und Kopfzerbrechen bringen wird: Alle alten Räume haben eigene Bodenkonstruktionen!

Dienstag

Der Tag beginnt wie so viele auf der Baustelle. Nach Hohenstein fahren, umziehen, das Monster begrüßen und ran an die Arbeit. Ziel für heute, weiter die Böden freilegen und sauber machen. Als nächstes an der Reihe ist der Boden im alten Badezimmer und der alten Küche, die man zusätzlich zu den bereits gefundenen Schichten mit einer Schicht Estrich belegt hat. Direkt auf die Fehlböden. Ich bin kein Fachmann, aber das fällt wohl unter die Rubrik „Kann man so machen, ist halt Kacke“.

Also ran an den Boden und den Hammer ein weiteres Mal geschwungen. Da die Bretter unter dem Estrich federn ist dieser schnell aufgebrochen und mit der Schippe in den Container entsorgt.

Rechtes Gefach ohne, linkes mit Estrich

Unterdessen hat Bine wie so oft in diesen Tagen akribisch mit Atemmaske sich in die faulende, stinkende und verrottete alte Dämmschicht gegraben und diese in Säcke gepackt. Und dabei ist Sie nicht nur auf Zentimeter dicke Hinterlassenschaften von Tieren gestoßen, sondern auch auf die Tiere selbst… oder so ähnlich jedenfals.

Die Mumie

Gerade als wir alle Böden dieser Hausecke fertig sauber hatten wirft Bine einen Blick nach oben und ich sehe wie in einem Comic die Zahnräder sich drehen. Als Sie sich zu mir umdreht und zu sprechen beginnt ahne ich das jetzt etwas kommen wird, das wir vergessen haben:

„Sag mal, sollten wir die Decke im Stockwerk drüber nicht erst machen, bevor wir hier unten alles sauber haben?“

Na klar sollten wir das. Natürlich. Hätte man ja mal dran denken können. Haben wir aber nicht. Oder zumindest ich nicht. Vielleicht habe ich es auch einfach verdrängt… dann diese Decke ist alt, löchrig, kaputt und Lebensgefährlich für Lebewesen über 15kg … und da ich knapp über diese Angabe angesiedelt bin definitiv auch für mich. Aber Sie muss abgebaut werden. Komplett…. Hilft ja nix.

Der Spitzboden mit morschem Boden vor dem Abriss

Wie auf dem Bild oben zu sehen ist liegt auf dem Boden des Spitzbodens / der Decke des dritten Geschosses sehr viel Dreck… Staub der Jahrhunderte und Dinge von denen ich lieber nichts wissen will. Der erste Versuch die Decke von unten einzureissen endet dann auch direkt darin das ich mit Sche%!&= übersät unter einem Faustgroßen Loch stehe und mein aufkeimendes Asthma gerade das kleinste Problem ist.

Also erst mal nachdenken, rohe Gewalt ist hier nicht zielführend. Glücklicherweise habe ich mir gerade zufällig ein kleines verspätetes Geburtstagsgeschenk gemacht. Eine Akku betriebene Handkreissäge und ich möchte sie ausprobieren. Also eine Leiter her, die Arme und den Kopf durch das eben geschlagene Loch gesteckt und Gefach für Gefach die langen Bretter abgeschnitten und auf der Leiter stehend mit dem Nageleisen abreißen.

Nur wenige Stunden später (was eine beschi$%§“$“e Arbeit) ist die gesamte Decke abgerissen, und durch das Fenster auf Mount Wood entsorgt.

Ja, die Treppe ist noch drinnen… Aber die zählt nicht
Von oben sieht der Berg irgendwie so schön klein aus.

Mittwoch

Ein neuer Tag, ein neuer Planquadrant Boden. Nachdem der hintere Rechte Teil eigentlich ganz gut gelaufen ist wagen wir uns heute an den Teil der uns die meisten Überraschungen bringen wird. In dem Bereich, in dem wir die neue Küche und die Speisekammer bauen möchten (vorne Rechts) standen eine Küche und ein Bad. Beim herausnehmen der Wände haben wir aber schon Wasserschäden gefunden. Auch hier ist der Boden zusätzlich mit einer Mörtel / Estrich / Beton Masse vergossen, die genauso schlecht sitzt und hält wie im hinteren Teil.

Zusätzlich kommen hier einige alte Abwasserrohre auf Gußeisen und Wasser Zuleitungen aus Eisen aus dem Boden und rund um diese Stellen ist der Boden schwammig und feucht. Also vorsichtig den Boden entfernen, Schutt und Bretter raus und begutachten.

Leider bestätigen sich die oberflächlichen Eindrücke. Undichte Leitungen und nicht fachgerecht gelegte Rohre und Abdichtungen haben über die Jahre die Balken und Schalungen aus Holz vollkommen verrotten lassen. Als ich anfange die Rohre zu entfernen kracht im Stockwerk drunter die halbe Decke raus. Hier wird sicherlich ein Zimmermann entscheiden müssen was und wie man ersetzt.

Glücklicherweise ist das nächste Gefach schon wieder in besserem Zustand, wenn auch etwas seltsam da es fast 20 Zentimeter höher liegt als der Rest. Es gibt sogar einen kompletten Unterbau. Immer mal wieder was neues! Was gleich bleibt ist der Dreck und die wirklich widerliche alte Dämmung um die sich wie immer heldenhaft Bine kümmert.

Und somit beenden wir diesen Tag mit dem guten Gefühl schon mehr als die Hälfte des Drecks und der Exkremente von unzähligen Generationen von Nagern entfernt zu haben. Es ist einerseits deprimierend zu sehen wie viel noch zu machen ist, aber es ist ein unglaublich befriedigendes Gefühl am Abend bevor wir nach Hause fahren sich noch einmal umzuschauen und zu sehen was sich alles verändert hat.

3 Gedanken zu „Urlaub mal anders – Teil 1

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